Schalterheini, ich verachte dich

Ich stehe wahre Ängste aus, wann immer ich meine Hausbank betrete. Ist schon klar, für was gibt es denn Internetbanking, Bankomaten und dergleichen… doch ab und an verschlägt es mich dann doch an den Schalter dieser, meiner Hausbank. Und wer erscheint? Nein, nicht etwa die hübsche Praktikantin oder eine ehemalige Schulkollegin mit der man über alte Zeiten quatschen könnte. Nein! Mein ganz persönlicher, bösartiger und nervender Schalterheini hat mich schon erblickt. Er setzt seine 200 kg in Bewegung, visiert mich mit seinem von verfaulten Zähnen gezeichneten Grinsen und schon hat er mich…

„Was darfs denn sein?“ fragt mich dieser Unmensch hinterlistig. Ich schlucke, mein Blick schweift gen Ausgang aber nun ist es zu spät für eine Flucht. Verdammt, ich bin ein Mann und es wäre kindisch nun einfach schreiend und weinend hinauszulaufen. Also räuspere ich mich um einen einigermaßen selbstsicheren Ton aus meiner trockenen Kehle hinauszuwürgen… „Ähmmm, ich hätte da einen Erlagschein zum Einzahlen…!“ Weiter komme ich gar nicht denn nun hat mich dieser Schaltertyp endgültig in seiner Gewalt. Dialog

SH: „Haben Sie schon einen Bausparer?“

MdC: „Ähh, nein, Erlag…“

SH: „Wieso nicht?“

MdC: „Weiß nicht. Aber mein Erl…“

SH: „Waaas, Sie sind 21 Jahre und haben keinen Bausparer. Geht es Ihnen noch gut?“

MdC: „Hmmm,. Jetzt wo Sie es sagen hab ich manchmal beim Aufstehen Halsweh, danke der Nachfrage. Aber ich hab es nun wirklich eilig. Also, hier wäre mein Erlagsch…“

SH: „Wir hätten jetzt ein total perfektes Angebot für Sie… 4,5 % Zinsen… da machen wir eigentlich noch einen Verlust… nur für Sie, ganz exklusiv!“

MdC: „Nein danke, wirklich nicht, ich bin Student, ich hab für so was sowieso kein Geld und außerdem mag ich keine Bausparer!“ (nun werde ich langsam widerspenstig)

SH: „Sie mögen keine Bausparer… also wirklich, Sie sollten sich etwas schämen… und wissen Sie warum Sie für einen Bausparer kein Geld haben? Ganz einfach, weil Sie keinen Bausparer haben!“

MdC: „Es tut mir ja wirklich leid, ich schäme mich nun auch schon etwas aber könnten wir nicht endlich das mit den Erlagscheinen erle…“

SH: „Naja, ist ja nicht Ihr Fehler, wahrscheinlich hatten Sie eine wirklich schlechte Erziehung aber es liegt ja nicht an mir Ihre Charakterschwächen zu bewerten. Also gut, schließen wir gleich den Bausparer ab!

MdC: „NEIN – Erlagschein will ich…“

SH: „Also die Laufzeit wäre dann 5 Jahre…“

MdC: „Hören Sie mir nicht zu, ich will keinen Bausparer, wollte nie einen Bausparer und wenn Sie meine Eltern und mich beleidigen dann werden Sie schon gar kein Geschäft mit mir abschließen! Ich will nur den verdammten Erlagschein einzahlen, nicht mehr, nicht weniger!!!“ (nun erwacht der Tiger in mir)

SH: „… die monatlichen Raten bemessen wir aufgrund Ihrer BESCHRÄNKTEN LIQUIDITÄT (dies schreit er so laut, dass es auch jeder hören kann) mit lässigen € 50,-- pro Monat. Das können sogar Sie sich…“

MdC: „Meine Liquidität ist meine Sache. Und Raten zahle ich gar keine, ich will den blöden Bausparer nicht, verstehen Sie meine Sprache nicht? Erlagschein will, ERLAGSCHEIN…“

SH: „Na sagen Sie das gleich… wir sind ja flexibel, dann heben wir die Laufzeit halt auf 6 Jahre, senken den Zinssatz um einen halben Prozent, wären wir bei 4 % angelangt, und Sie zahlen dafür nur € 45,--“

MdC: „Nein, zum Mitschreiben… ich habe nicht und werde nicht Bausparen. Niemals, auf keinen Fall, geht das denn nicht rein in Ihr Bausparversessenes Hirn. Und wenn ich nicht sofort meinen Erlagschein einzahlen kann… dann… dann… dann halt ich die Luft solange an, bis ich blau werde.“

Nach einigen Minuten kippte ich um. Ich wurde ohnmächtig… ich träumte und in meinem Traum, ein wahrlich schöner Traum sah ich hübsche Schalterbeamtinnen die Erlagscheine abstempelten während der Bundespräsident verkündete, dass es ab dem heutigen Tage in Österreich keine Bausparer mehr geben würde. Ein Luftzug entriss mich meinen Träumen.

SH: „Hey, aufwachen. Sie können doch nicht schlafen während wir einen Bausparer abschliessen!“ (der Schalterheini fächert mir nun Luft zu, wohlgemerkt mit einem Bausparerantragsformular in seinen Händen)

MdC: „Lassen Sie mich in Ruhe, ich mag nicht mehr… kann ich nicht einfach meinen Erlagschein einzahlen? Bitte!“ (ich beginne zu weinen)

SH: „Nana, wer wird denn gleich weinen (reicht mir ein Taschentuch – mit Bauspareraufdruck), jetzt unterschreiben Sie erstmal und dann reden wir bei einer guten Tasse Tee über die Modalitäten.“

Mit klammen Fingern ergreife ich den Kugelschreiber (erneut Bauspareraufdruck), nehme das Antragsformular, der Schalterheini hat sorgsam schon die Unterschriftszeile markiert und will meine 3 „X“ hinmalen. Doch nun passiert es, tief in mir drinnen, in einem verborgenen Winkel meiner tiefsten seelischen Abgründe steigt mein Stolz hoch.

Ich springe über den Thresen, schnappe mir den Schalterbeamten und bemerke, dass er gar nicht so bedrohlich ist, wie ich erst dachte. Eigentlich ist dieser Typ überhaupt nicht bedrohlich sondern nur dick und 3 Köpfe kleiner als ich. Und vor diesem Schalterheini hatte ich Angst??? Bewaffnet mit dem Bausparerkugelschreiber bedrohe ich nun diesem Schalterheini (seine Kollegen/Innen rufen derweil die Polizei) und zwinge ihn in eine Ecke.

MdC: „So du Bausparer-Schwein… wie war das noch mal… Bausparer und 4,5 % - na… wer ist jetzt der Idiot von uns.“

SH: „Aber… Bausp…“

MdC: „Nein falsch… Erlagschein… ich will einzahlen… sofort… nix Bausparer!“

SH: „Bauspa….“ (der Schalterheini erhält zur Unterstreichung meiner Forderungen eine Kopfnuss)

Ich reiche dem Schalterheini den Erlagschein, mit wütenden Blick drückt er seinen Stempel darauf, steckt mir noch schnell ein Bausparerantragsformular in die Hosentasche (während mich eingetroffene Polizeibeamte zu Boden knüppeln) und lächelt mich noch einmal mit seinen verfaulten Zähnen an.

Ich hatte Glück… der Untersuchungsrichter hat die selbe Hausbank wie ich und so wurde die Anklage gegen mich unter einer Bedingung fallengelassen… Ich musste einen Bausparer abschließen… 5 Jahre Laufzeit, 4,5 %, € 50,-- monatlich – ich ging zur nächsten Regenpfütze und ertränkte mich.

Gracias por estar ahi

Miguel de Cervantes